Wie kann man die Sehnsucht nach dem Stanley Cup beschreiben oder was dafür nötig ist?
„Es wird heute wenig über die andere Seite der Kabinentür gesprochen, wenn diese zugeht. Die Jungs, die am Eis stehen, investieren so viel für den Erfolg und klar ist bei jedem Sieg eine Erleichterung da. Das gilt für die Mannschaft aber auch jeden einzelnen Spieler in seiner Karriere. Leon oder Connor McDavid müssen niemand mehr etwas beweisen oder zeigen, dass sie Top-Spieler in der Welt sind. Was unterscheidet einen Leon Draisaitl oder Connor McDavid von einem Sidney Crosby? Es ist nur der Gewinn des Stanley Cup. Das macht die Sache so brisant und besonders dadurch, dass es ein Rematch ist vom letzten Jahr.“
Denkst du von Leon ist viel Druck abgefallen, dass er endlich ein Tor im Stanley Cup Finale erzielen, nachdem er letztes Jahr in sieben Spielen nicht treffen konnte?
„Man muss vorsichtig sein, wie man das formuliert. Ich glaube ein Leon Draisaitl in der Rolle, die er hat, weiß ich nicht, ob Druck die richtige Beschreibung ist. Es sind eher seine eigenen Erwartungen, die er an sich hat. Er braucht sich in der Eishockeywelt nicht beweisen. Aber für ihn selbst fehlt der Stanley Cup. Das ist wichtiger als die Olympische Medaille oder eine Weltmeisterschaft. Es ist wichtiger als jede Trophy, die er gewonnen hat oder für All-Star Games nominiert wurde. Der Stanley Cup ist allgegenwärtig und das Non-Plus-Ultra. Wenn man wie der Leon schon so viel erreicht hat, dann erwartet man das als Spieler.“
„Es ist auch noch einmal was anderes, als es bei Dennis Seidenberg oder bei mir war. Wir waren halt in einer guten Mannschaft und haben unseren Beitrag geleistet bzw. unsere Rolle gespielt. Egal, wie groß oder klein diese war. Für mich war es die beste Phase meiner Karriere, obwohl ich nach fünf Monaten Verletzung zu den Playoffs zurückkam und hatte dann 17 Punkte, mehr als Wayne Gretzky. Meine Karriere stand durch die Verletzung gerade Spitz auf Knopf und dann gewinne ich den Stanley Cup. Das war eine besondere Zeit.“
„Aber es mit Leon überhaupt nicht zu vergleichen. Wir haben wie gesagt eine Rolle ausgefüllt, aber er muss das Team tragen und vorangehen. Er steht in vorderster Reihe, muss ständig Fragen beantworten und wird beobachtet. Da gibt es auch Zweifel, ob man das alles leisten kann. Alleine die Aufmerksamkeit heute durch die Social Media. Und dann ist man verantwortlich für eine kanadische Mannschaft, die nach langer Zeit wieder versucht, den Stanley Cup zu gewinnen gegen eine amerikanische Mannschaft und das mit diesem geopolitischen Hintergrund. Man kann das ihm gar nicht hoch genug anrechnen. Und egal, wie oft gesagt wird, dass das alles keine Rolle spielt, da wir nur Eishockey spielen. Das spielt alles eine Rolle. Und das heute ist mit dem, was wir vor 30 Jahren hatten, nicht mehr zu vergleichen.“
Wie denkst du über den Ausgang des Stanley Cup Finale 2025?
„Ich tippe auf Edmonton, da ich glaube, dass die Statistik von Back-to-back stimmt. Wenn zwei Teams mit ihren Stärken auf Augenhöhe sind, dann ist meine Erfahrung als Trainer, dass die Mannschaft, die das erste Spiel verliert, beim zweiten Spiel gewinnt. So sehe ich das hier auch. Es sind letztendlich Details, die die Spiele und Serien entscheiden. Die Mannschaft, die vom letzten Jahr angekratzt ist, die hat einen Vorteil gegenüber der Mannschaft, die den Erfolg hatte. Die sind jetzt noch happy, dass sie letztes Jahr gewonnen haben. Da kann Paul Maurice erzählen und clever sein, wie er will. Wenn also keine großen Verletzungen passieren und die Stärken gleich verteilt sind, dann liegt der Vorteil bei dem Team, das es mehr will und das ist in der Regel das Angeschlagene.“