Marc Savard #91 and Marco Sturm #16 of the Boston Bruins walk on the ice during practice for the Bridgestone NHL Winter Classic on December 31, 2009 at the Fenway Park in Boston, Massachusetts. (Photo by Elsa/Getty Images)

Marco Sturm ist der 30. Trainer in der Franchise-Geschichte der Boston Bruins. Der 46-Jährige aus Dingolfing hat sich den Traum vom NHL-Headcoach damit erfüllt. NHL.com/de hat die Stimmung zur Sturm-Verpflichtung eingesammelt und skizziert den Weg des ehemaligen NHL-Stürmers.

Olympia-Silber mit Deutschland als Grundstein

„Wir sind stolz, Marco Sturm als neuen Trainer vorstellen zu dürfen“, sagte Bostons General Manager Don Sweeney. „Wir wollten einen Coach finden, der unser starkes defensives Grundgerüst beibehält, während er gleichzeitig unsere Offensive weiterentwickelt. Wir wollten auch einen Kommunikator und eine Führungsperson engagieren, der gut mit den Spielern auskommt, Talente entwickeln kann und in der Kabine respektiert wird. Marco hat uns bei jedem einzelnen dieser Punkte mit seiner Vorbereitung, Klarheit und Leidenschaft überzeugt.“

Genau das zeigte Sturm in seiner Trainer-Karriere, die mit dem historischen Gewinn der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen 2018 mit der deutschen Nationalmannschaft begann.

„Sein Weg ist natürlich imposant, angefangen in der deutschen Nationalmannschaft. Er hat den Spaß zurückgebracht und dafür gesorgt, dass die Jungs wieder gerne zur Nationalmannschaft kommen“, sagt Jochen Hecht, der zur gleichen Zeit wie Sturm in der NHL spielte.

„Wir freuen uns über die Nachricht, die uns aus Boston erreicht hat. Marco hatte in seiner Zeit als Bundestrainer einen großen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Eishockeys. Marco ist maßgeblich verantwortlich, dass sich die Einstellung in der deutschen Nationalmannschaft gewandelt hat, hin zu einem Team, das an sich glaubt“, sagte DEB-Sportdirektor Christian Künast. „Das war die Basis für unseren gemeinsamen Silbermedaillen-Erfolg 20218 und hat sich auch nach seiner Amtszeit fortgesetzt. Wir wünschen Marco viel Erfolg bei den Bruins."

Sieben Jahre in der Kings-Organisation

Nach dem Silber-Triumph sicherten sich die Los Angeles Kings die Dienste des aufgehenden Sterns am Trainerhimmel. Sturm wirkte vier Jahre als Assistenztrainer der Kings und übernahm dann für drei Jahre die Position des Headcoaches des AHL-Farmteams Ontario Reign.

„Marco hat hart gearbeitet, um sich als Trainer weiterzuentwickeln und den Schritt ins Farmteam von Los Angeles nicht gescheut“, sagt der ehemalige NHL-Verteidiger Dennis Seidenberg. „Dort hat er in den letzten Jahren viel gelernt, aber auch zuvor als Assistent bei den Kings. Menschlich kann man sowieso keinen besseren finden. Ich kann die Bruins nur beglückwünschen, dass sie sich mit Marco als neuen Cheftrainer richtig entschieden haben.“

„Marco ist eine unglaublich respektierte Person in der NHL“, so Stefan Ustorf in der neuesten Ausgabe des Schlagschuss-Podcasts. „Er hat seine Arbeit gemacht, er war vier Jahre lang Assistenztrainer in der NHL bei einem erfolgreichen Klub, er ist den Schritt zurückgegangen in die American Hockey League, um als Chefcoach zu lernen, was auch nicht so viele Jungs heutzutage machen. Er kann sich selbst sehr gut einschätzen und weiß, was er braucht, um sich weiterzuentwickeln. Das hat er gemacht. Er ist einfach eine super Person, der sich diese Chance einfach verdient hat. Er hat seine Zeit des Lernens verbracht. Er ist soweit.“

„Ich gratuliere Marco dazu", freut sich auch der doppelte Stanley Cup Champion Uwe Krupp über den zweiten Deutschen Headcoach der NHL-Geschichte. „Es ist eine unglaubliche Sache und Marco hat sehr hart daran gearbeitet, es dahin zu schaffen. Er hat in der Vergangenheit richtige Entscheidungen getroffen, indem er zu richtigen Zeit als Bundestrainer zurückgetreten ist, um bei den Los Angeles Kings zu arbeiten. Das war sicher keine leichte Entscheidung. Aber er war jetzt sieben Jahre bei den Kings tätig. Damit ging er durch die Lehrlingsjahre, die braucht man, um erfolgreich trainieren zu können, besonders auf höchstem Niveau in der NHL. Die Kombination ist super und ich freue mich riesig für ihn. Alle drücken ihm die Daumen, dass er Erfolg hat. Hier bei uns in Landshut sowieso, nachdem er von hier stammt. Das ist ein Riesenthema. Aber es ist auch eine weitere Auszeichnung für das deutsche Eishockey insgesamt.“

Patrice Bergeron #37, Marco Sturm #16 and Zdeno Chara #33 of the Boston Bruins celebrate after a goal against the Tampa Bay Lightning at the TD Garden on December 2, 2009 in Boston, Massachusetts. (Photo by Brian Babineau/NHLI via Getty Images)

Ein Trainer mit Stallgeruch

Sturm wurde im Jahr 1996 in der 1. Runde an 21. Stelle von den San Jose Sharks gedraftet und debütierte in der Saison 1997/98 für die Sharks in der NHL. Nachdem er in San Jose große Fußspuren hinterlassen hatte, war er in der Spielzeit 2005/06 ein Teil des Blockbuster-Trades, in dem Joe Thornton involviert war, und landete bei den Boston Bruins, für die er fünf Jahre die Schlittschuhe schnürte. Im weiteren Karriere-Verlauf trug er noch das Trikot der Los Angeles Kings, Washington Capitals, Vancouver Canucks sowie Florida Panthers und kam insgesamt in 14 NHL-Jahren auf 938 Spiele, 242 Tore, 245 Assists und 487 Scorerpunkte. In den Stanley Cup Playoffs kamen in neun Playoff-Runs noch einmal 68 Partien (9-13-22) hinzu.

„Als früherer Bruin versteht er, was diese Mannschaft dieser Stadt und ihren Fans bedeutet“, betont Sweeney. „Mit Marco hinter der Bank schlagen wir jetzt einen neuen Weg ein und sind zuversichtlich, dass seine Energie und Hingabe zu einem kämpferischen und harten Hockey-Stil genau das reflektiert, was Bruins-Eishockey ausmacht.“

„Er kennt die Organisation in Boston und weiß, wie es dort ist, wie alles abläuft. Immerhin hat er jahrelang dort gespielt“, sagt auch Hecht. „Sein Ziel war es immer, ein Headcoach in der NHL zu werden. Ich bin gespannt, was er bei den Bruins, die vielleicht einen Umbruch einleiten, für Akzente setzen kann.“

„Für Marco eine tolle und coole Geschichte, dass er sich in diesem schweren Business durchgebissen hat und jetzt Trainer eines Original-Six-Teams wird, für das er selbst gespielt hat“, freut sich auch Seidenberg für seinen Landsmann. „Es zeigt, was für unglaubliche Persönlichkeit er ist, sonst hätten sie sich kaum für ihn entschieden.“

Zu Wort meldete sich auch Bostons langjähriger Kapitän Patrice Bergeron. „Ich finde das großartig und freue mich sehr für ihn. Er war ein unglaublicher Teamkollege, und ich bin nicht überrascht, dass er die Trainerlaufbahn eingeschlagen hat. Er steckt so viel Leidenschaft in diesen Sport und wird einen großartigen Job machen. Es gibt viele Spieler, die meine Karriere auf verschiedene Weise beeinflusst haben. Marco gehört dazu. Er ist eine besondere Person mit viel Charakter. Seine Energie ist ansteckend. Ich wünsche ihm alles Gute und weiß, dass er es gut machen wird. Ich will, dass sowohl der Klub als auch er erfolgreich sind.“

Sturm: „Diese Leidenschaft habe ich schon als Spieler gespürt“

Sturm selbst konnte sich einen Lebenstraum erfüllen und freut sich auf seine neue Aufgabe an altbekannter Wirkungsstätte.

„Ich fühle mich unglaublich geehrt“, so Sturm, „Boston hat immer einen besonderen Platz in meinem Herzen gehabt, und ich weiß, wie viel dieses Team für die Stadt und unsere Fans bedeutet. Diese Leidenschaft habe ich schon als Spieler gespürt, und ich kann es kaum erwarten, hinter der Bank zu stehen und sie wieder zu spüren. Ich freue mich darauf, mich an die Arbeit zu machen und alles zu tun, was ich kann, um diesem Team zum Erfolg zu verhelfen.“

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