Nico Sturm spricht offen über seine Rolle und die große Hoffnung auf einen Final-Einsatz

Nico Sturm ist zurück im Stanley Cup Finale! Schon im Jahr 2022 war er im Trikot der Colorado Avalanche dabei und krönte sich in sechs Spielen zum Stanley Cup Champion (4:2 gegen den Tampa Bay Lightning). Drei Jahre später kämpft der 30-jährige Augsburger mit den Florida Panthers um seinen zweiten Stanley-Cup-Ring. Am Media Day sprach der Mittelstürmer exklusiv mit NHL.com/de über Frustration auf der Tribüne, die Hoffnung auf die Rückkehr in die Aufstellung und ein mögliches Duell mit Landsmann Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers.

Positive Kommunikation mit Trainer Maurice

Sturm befindet sich aktuell in einer schwierigen Situation: Nach Spiel 2 in der Zweiten Runde des Stanley Cup Finals gegen die Toronto Maple Leafs verlor der Center seinen Stammplatz. Bis dahin hatte er alle sieben Playoff-Partien für die Panthers absolviert. Nach zwei Niederlagen in Toronto aber nahm ihn Trainer Paul Maurice aus der Aufstellung.

„Die Konversation, die ich mit dem Coach hatte, war immer positiv. Er hat gesagt, dass er mich nicht rausgenommen hat, weil ich schlecht gespielt habe, sondern einfach, weil wir etwas ändern mussten und einen neuen Impuls gebraucht haben“, blickt Sturm zurück. „Er wollte andere Leute reinbringen, ich sollte einfach weiter so arbeiten und bereit sein für den nächsten Einsatz. Der kam dann ja auch in der Carolina-Serie.“

Im Eastern Conference Finale gegen die Carolina Hurricanes kehrte Sturm in Spiel 4 zurück. Somit absolvierte der Trade-Deadline-Neuzugang von den San Jose Sharks acht von 17 Partien im aktuellen Playoff-Run.

„Vor dem Trade hatte ich den Wunsch, dass ich wieder in wichtigen Spielen spielen darf, in denen es um etwas geht. Bislang durfte ich in allen drei Runden ran. Ich habe alle Spiele in der Ersten Runde gemacht, in der Tampa-Serie war ich im ersten PK mit Luosti (Eetu Luostarinen, d. Aut.). Dann kassieren wir zwei Niederlagen gegen Toronto, was ungünstig war, also musste der Trainer etwas ändern. Es ist nunmal so, dass die erste Veränderung dann meist in der vierten Reihe passiert. Die Jungs haben es dann super gemacht. Ich bin nicht in einer Position, in der ich mir wünschen würde, dass sich jemand verletzt oder dass jemand schlecht spielt.“

Sturm: „Man fühlt sich ein bisschen hilflos“

Auch ohne in der Aufstellung zu stehen, macht Sturm seinem Ruf, ein Musterprofi zu sein, alle Ehre. Leicht ist die Situation trotzdem nicht, wie er einräumt.

„Natürlich ist man da frustriert. Man will ja der Mannschaft helfen und nicht von außen zuschauen. Man fühlt sich während der Spiele auch ein bisschen hilflos. Ich schaue nur sehr ungern von draußen zu, auch wenn ich mal verletzt bin. Ich mache lieber während des Spiels ein Workout, weil ich einfach mitkämpfen und meinen Teil dazu beitragen möchte. Man nimmt die Dinge, die nicht so gut waren, schaut sie sich im Video an, versucht darauf einzugehen, was man besser hätte machen können und schaut voraus auf den nächsten Einsatz.“

Dieser könnte im Stanley Cup Finale durchaus passieren. Maurice hat schon im Vorjahres-Finale seine vierte Reihe aufgebrochen und anderen Spielern eine Chance gegeben. Genau darauf hofft jetzt auch Sturm.

„Ich bereite mich so vor, als ob ich morgen spiele. Es kann sich immer jemand verletzen oder krank werden. Wir erwarten grundsätzlich sieben Spiele in jeder Serie. Ich gehe also fest davon aus, dass ich irgendwann in dieser Finalserie zum Einsatz komme“, bleibt Sturm positiv. „Ich halte mich bereit, indem ich jeden Tag trainiere. Ich mache jeden Tag eins-zu-eins, also das, was ich auch an einem Spieltag machen würde. Ansonsten versucht man einfach, ein guter Mannschaftskollege zu sein, keine Frustration zu zeigen, was zu diesem Zeitpunkt in der Saison auch keinen Sinn macht. Am Ende des Tages ziehen wir alle am selben Strang. Es geht nicht darum, welcher Einzelspieler den Stanley Cup gewinnt, sondern dass die Florida Panthers den Stanley Cup gewinnen. Man muss sich nur mal anschauen, wie viele Namen auf dem Stanley Cup stehen von Personen, die einen Anteil hatten. Ich bin ein kleiner Teil davon und möchte es so gut machen, wie möglich.“

Gadjovich: „Sturm ist unglaublich“

Eine typische Sturm-Aussage. Der Blondschopf ist zu 100 Prozent ein Team-Spieler, der in jedem Training mit gutem Beispiel vorangeht und bei den Sharks sogar als Vorbild für die vielen jungen Talente voranging. Nicht ohne Grund wollten die Panthers den Deutschen unbedingt für die Mission Titelverteidigung mit an Bord haben.

„Er ist unglaublich“, sagt Stürmer Jonah Gadjovich über Sturm. „Ich kenne ihn aus der gemeinsamen Zeit in San Jose. Als ich erfahren habe, dass er nach Florida kommt, habe ich mich sehr gefreut. Ich habe allen Jungs direkt gesagt, was für ein Vollprofi er ist, wie viel er investiert und was für ein wichtiger Neuzugang er für uns ist. Ihn in der Kabine und auf dem Eis zu haben, ist unglaublich für uns.“

Gadjovich ist einer der Viertreihen-Spieler, der mit Sturm um einen Platz in der Aufstellung konkurriert. „Unser Ziel ist, in jedem Spiel aufgestellt zu werden. Wir müssen bereit sein, wenn wir die Möglichkeit bekommen“, sagt Gadjovich. „Wir wissen, was von uns erwartet wird und was wir tun müssen. Wenn wir gebraucht werden, dann werden wir alles geben, was wir haben.“

Gadjovic 6/3

Duell mit Draisaitl?

An Gegner Edmonton dürfte Sturm gute Erinnerungen haben. Beim erfolgreich Cup-Run 2022 schaltete er und seine Avalanche die Oilers im Western Conference Finale mit einem Sweep (4:0) aus. „Sie haben schon große Schritte gemacht in den letzten drei Jahren, das muss man schon sagen“, sieht Sturm die Kanadier jetzt auf einem ganz anderen Niveau und sehnt als Mittelstürmer und PK-Experte einem möglichen direkten Duell mit Leon Draisaitl entgegen: „Gegen Leon macht es nie Spaß zu spielen. Er ist enorm groß und stark und auch am Bully-Punkt brutal. Seine größte Stärke ist für mich, wie er den Puck beschützt, wie er seinen Arm rausstreckt und den Gegner wie ein Kleinkind weghält. Leon gehört für mich zu den fünf besten Spielern auf der Welt. Er ist der Beste, den wir in Deutschland haben. Ich freue mich jedes Mal darauf, wenn ich gegen ihn spielen darf und hoffe, dass ich im Finale auch wieder die Chance bekomme.“

Anders als Draisaitl ist Sturm bislang noch nicht als Scorer in Erscheinung getreten. Bei im Schnitt 8:59 Minuten Eiszeit pro Spiel steht beim 1,91 Meter großen Linksschützen noch eine Null.

„Das ist mir relativ egal“, sagt Sturm. „Natürlich wünsche ich mir, dass der Moment kommt, in dem ich der Mannschaft auch offensiv helfen kann. Ich weiß, warum ich hierher getradet wurde. In den acht bis zehn Minuten Eiszeit, die ich pro Spiel bekomme, geht es um andere Dinge. Ich vertraue darauf, dass der Moment kommen wird, dass ich auch offensiv etwas beitragen kann. Ansonsten macht es keinen Sinn, sich über Punkte Gedanken zu machen.“

Sturms großer Wunsch

Der volle Fokus gilt nur noch dem Gewinn des Stanley Cups. Sturm möchte sich den Traum vom Titelgewinn ein zweites Mal erfüllen - in welcher Rolle auch immer.

„Ich bin vor ein paar Wochen 30 Jahre alt geworden, ich genieße jede Minute in der NHL, jedes Spiel, jeden Wechsel, jede Minute, die ich machen darf“, so Sturm. „Am Ende des Tages wünsche ich mir einfach, dass mein Name nochmal auf den Cup kommt.“

Puck-Drop in Spiel 1 des Stanley Cup Finals 2025 ist am Mittwoch (8 p.m. ET; Donnerstag, 2 Uhr MESZ; Sky Sport, MySports, NHL.tv) im Rogers Place in Edmonton

Trailer zum Stanley Cup Finale 2025 zwischen den Oilers und den Panthers

Verwandte Inhalte