Jochen Hecht stands on the ice

Jochen Hecht wurde beim NHL Draft 1995 in der 2. Runde an 49. Stelle von den St. Louis Blues gedraftet und spielte 14 Jahre in der NHL. Für die Blues, Edmonton Oilers und Buffalo Sabres absolvierte er 833 reguläre Saisonspiele (186-277-463). In sechs Playoff-Runs kamen noch einmal 59 Partien (14-18-32) hinzu. Für Buffalo diente er sowohl als Kapitän als auch als Assistenzkapitän und stand im Kader, als die Sabres das letzte Mal in den Stanley Cup Playoffs vertreten waren (2011). Nach seiner aktiven Karriere schlug der heute 47-Jährige die Trainer-Laufbahn ein, wirkte als Development Coach, Scout und Co-Trainer bei seinem Heimatklub Adler Mannheim und ist aktuell Assistenztrainer bei den Nürnberg Ice Tigers in der DEL. Für NHL.com/de schreibt Hecht exklusiv in einem Alumni Blog über das anstehende Stanley Cup Finale 2025 zwischen den Edmonton Oilers und den Florida Panthers.

Jochen Hecht # 20

Ich freue mich riesig auf das Rematch vom letzten Jahr. Wir wollen alle eine ausgeglichene Liga haben, in der Vergangenheit sind aber immer die gleichen Teams in Finale gekommen, was zeigt, wie kontinuierlich sie etwas aufgebaut haben.

Edmonton im Ausnahmezustand

In Edmonton ist schon jetzt die Hölle losgewesen. Alle sind eishockeyverrückt, jetzt wieder eine Chance zu haben, den Stanley Cup zu gewinnen, nachdem sie seit 35 Jahren darauf warten, wird die ganze Stadt in einen Ausnahmezustand versetzt. Eishockey ist mit Abstand die Nummer 1, wie Fußball in Deutschland. Jeder ist Fan, die ganze Stadt. Man kann nicht unerkannt herumlaufen. Ich selbst war damals keine Woche in der Stadt, schon wurde ich erkannt. Eishockey ist überall, man sieht Schriftzüge wie „Oilers Nation“ und die Logos.

Es ist schon 32 Jahre her, dass eine kanadische Mannschaft den Stanley Cup gewonnen hat. Kanada wird jetzt zusammenhalten und den Oilers die Daumen drücken, denn sie sind jetzt „Canada’s Team“. Ich habe schon einen Post in den Sozialen Medien gesehen, in dem ein Toronto-Fan in einem Edmonton-Trikot herumgefahren ist. Im Mutterland des Eishockeys wird zum großen Teil die „eigene“ Mannschaft unterstützt.

Was mich sportlich an den Oilers begeistert hat, ist die Ausgeglichenheit, mit der sie spielen. Letztes Jahr wog alles auf den Schultern von Connor McDavid und Leon Draisaitl. Sie waren der Grund, warum sie so weit gekommen sind. Dieses Jahr tragen auch die dritte und vierte Reihe ihren Teil dazu bei und schießen Tore. Der Ausfall von Zach Hyman ist sicherlich nicht leicht zu kompensieren, aber jeder ihrer zwölf Stürmer hat gut gespielt und seinen Job gemacht. Es wird in dieser Saison also leichter sein, einen solchen Ausfall zu kompensieren. Die Mannschaft spielt defensiv gut und ist breit gefächert, was eine gute Voraussetzung ist für den Gewinn des Stanley Cup.

Leon ist seit zehn Jahren immer wieder ganz vorne dabei, wenn es um Scorerpunkte geht. Er ist einer der besten Spieler in dieser Liga. Beide, er und McDavid, werden alles daransetzen, um ihren Status als Superstars zu zementieren. Das geht meist nur mit dem Stanley Cup.

EDM@DAL, Sp1: Draisaitl trifft in Spiel 1 gegen Dallas

Sturm auf dem Weg zum Double

Auf der anderen Seite steht mit den Florida Panthers natürlich eine Mannschaft, die viel Erfahrung hat. Sie sind physisch ganz anders aufgestellt als die Oilers. Überhaupt treffen sich zwei unterschiedliche Teams im Finale: Edmonton mit seiner prallen Offensivpower, Florida mit Spielern die unter die Haut gehen wie Matthew Tkackuk, Sam Bennett oder Brad Marchand. Sie können einen nerven. Es wird sehr interessant werden, ob sie ihr Spiel durchbekommen werden.

Nico Sturm wurde bei den Panthers als „Depth Player“, also als Spieler für die Tiefe geholt. Er ist für wichtige Faceoffs und Defensivaufgaben zuständig. Florida hat einige Spieler, die das können, es wird wohl von der Tagesform und der Leistung aus den vorausgegangenen Spielen abhängen, ob er in der Aufstellung steht oder nicht. Ich hoffe sehr, dass er im Finale noch einmal zum Zug kommt.

In den Playoffs ist es sehr wichtig, dass du Spieler hast, denen du vertrauen kannst und die ihre Aufgaben erledigen, ohne zu meckern. Nico ist so ein Spielertyp, der alle diese Dinge sehr gut macht. Er kann den Stanley Cup zum zweiten Mal gewinnen und war offensichtlich zu richtigen Zeit bei den richtigen Mannschaften.

Oilers v Capitals

Hochkarätiges Trainerduell

Beim Trainerduell zwischen Kris Knoblauch und Paul Maurice kann ich mir viel abschauen. Sie haben ihre Jungs gut motiviert und eingestellt. Paul Maurice hat, was ich so mitbekommen habe, viel Respekt für die Spieler und vor dem, was sie leisten. Dass er die Handshake-Line nach dem Eastern Conference Finale den Spielern überlassen hat, sagt alles. Er arbeitet sehr erfolgreich und coachte sein Team dreimal in Folge ins Finale. Man bekommt ab und zu in Kurzclips mit, wie sie ihre Mannschaften einstellen. Darüber mache ich mir dann Gedanken. Manches kann man für sich selbst nutzen. Man schaut natürlich, was andere Trainer machen, wie sie sich verhalten, um vielleicht das eine oder andere kopieren zu können. Jeder tickt irgendwie anders. Komplett umstellen kann und sollte man sich aber nicht, nur weil man einen anderen Coach gut findet. Man muss seiner Art treu bleiben.

Ich traue mir keine Einschätzung zu, wer den Stanley Cup 2025 gewinnen wird. Vielleicht hat Florida einen kleinen Vorteil, aufgrund ihrer Erfahrung. Sie werden daraus gelernt haben, dass sie beinahe eine 3:0-Serienführung verspielt und Edmonton nochmal zurück in die Finalserie gelassen hatten. Das wird jetzt nicht noch einmal passieren. Für die Oilers spricht, dass sie mit vier kompletten Reihen spielen. Es wird sehr spannend werden und wieder über sieben Spiele gehen. Ich habe persönlich keinen Favoriten. Beide haben ihre Qualitäten und sind Weltklasse in dem, was sie machen.

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